Seit langer Zeit engagiere ich mich – privat – für ein geeignetes Wohnheim für Studierende. Dies nicht nur, um unseren Studenten eine Bleibe zu bieten, sondern auch, um eine bzw. die Keimzelle für studentisches Leben in der Stadt zu etablieren. Immer wieder äussern unsere Studenten, dass sie eigentlich gerne in Lingen ein Zimmer anmieten würden, allerdings fehlt ein adäquates und speziell für Studenten bezahlbares Angebot.
Genau an dieser Stelle hakt es; in vielen Gesprächen hat sich der Eindruck verfestigt, dass man hier glaubt, dass die zukünftigen Akademiker schon jetzt das Gehalt zur Verfügung hätten, das sie später einmal verdienen werden. Es mag auch tatsächlich sein, dass es Porsche fahrende, Champagner trinkende, Austern schlürfende Studenten gibt, die selbstverständliche jede Zeche mit der goldenen Kreditkarte begleichen. Die Realität hier und anderswo sieht aber eher nach rostigem Uraltgolf, Mineralwasser von Aldi und eine Butterstulle von zuhause aus. Kreditkarte ist natürlich nicht, Dispo auch nicht.
Wer selbst studiert hat, erinnert sich sicherlich an derartige Szenarien; die Unterkunft war das Preiswerteste, was zu finden war; der Wert der Fahrzeuge – wenn man sie sich denn leisten konnte – war direkt korreliert mit der TÜV-Plakette.
Kurz: Der Hochschulstandort ist meines persönlichen Erachtens gut beraten, möglichst umgehend eine bezahlbare Bleibe für die Studierenden zu suchen. Seinerzeit habe mich für den Erhalt der Kasernen – zumindest, bis ausreichend Wohnheimplätze vorhanden sind – eingesetzt. Auch andere Alternativen gab es zuhauf.
Ohne geeignetes Wohnheim (es gibt ein – allerdings viel zu kleines – ehemaliges Schwesternwohnheim, Warmmiete nach Ausage unser Studenten ca. 180 €) leidet die Attraktivität des Standortes. Häufig kommt dann bei Veranstaltungen, in denen hiesige Professoren und die Studenten ehrenamtlich sehr engagiert unsere Studiengänge vorstellen, die Frage, was ein Wohnheimplatz koste. Dann ist das Gespräch leider schlicht zu Ende. Die Frage, wie denn der ÖPNV organisiert ist oder welche „Bonbons“ man den zukünftigen Studenten anbiete, interessiert dann eigentlich kaum noch jemanden.
Eigentlich muss man sich wundern, dass unsere Studiengänge trotzdem NOCH gut nachgefragt werden.
Luxusbude
19. Mai 2009 von bn_ReinhardRauscher
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