Heute (20.3.10) konnte man der Zeitung entnehmen, dass die Diskussion um die seinerzeit mögliche Nutzung der Kasernen für studentische Zwecke (speziell: Wohnen) immer noch schwelt.
An sich ist das auch gut so, allein das damalige Procedere (ohne IRGENDEIN Befragen der Studierenden hat sich fast jeder zu Wort gemeldet, abgestimmt, …) ist zumindest unschön, das Ergebnis des Ganzen spricht für sich. Es hätte wirklich niemandem geschadet, die Studenten dort zumindest übergangsweise wohnen zu lassen.
Dass jetzt aber in der Diskussion auf einmal sogenannte Forderungen des Wissenschaftsrats bemüht werden, bedarf wohl einiger klärender Worte:
M.W. hat der Wissenschaftsrat EMPFEHLUNGEN ausgesprochen, nicht mehr und nicht weniger. Es stimmt, eine der Empfehlungen war, die Studentenwohnheime möglichst nah bei der Hochschule zu platzieren. Gemeint war aber wohl, dass die Studierenden die Hochschule ohne zwangsläufige Verwendung von PKWs und/oder öffentlichen Nahverkehrs erreichen könnte. Fahrradentfernung ist absolut okay. Bei einer Wegstrecke von ca. 3 km ist damit die Anbindung der Kasernen in diesem Sinne gegeben, fertig. Andere Hochschulstandorte agieren da – leider – mit ganz anderen Strecken, deswegen ja auch diese Empfehlung.
Was der Wissenschaftsrat (vor übrigens sieben Jahren!) wohl vergessen hat zu empfehlen, war, die Studentenwohnheime möglichst bald fertig zu stellen bzw. den Studierenden möglichst bald eine adäquate Bleibe zu bieten. Noch einmal, als Interimslösung hätte man die Kasernen ja erst einmal (bis zur ja ach so baldigen) Fertigstellung der Wohnheime nutzen können.
Was der Wissenschaftsrat auch nicht erwähnt hat, ist, dass man ja auch mehrere Wohnheime (auch an verschiedenen Plätzen und damit in verschiedenen Entfernungen zum Campus) vorsehen kann, wie es ja auch viele andere Hochschulstandorte vormachen.
Ferner ist der Wissenschaftsrat wie viele andere wohl auch sicherlich davon ausgegangen, dass die Anzahl der Wohnungen an die Grösse des Hochschulstandortes angepasst sein sollte. Weiterhin ist sicherlich davon auszugehen, dass die Wohnungen/Zimmer für „normale“ Studierende bezahlbar sind!
Meines Wissens reden wir gerade über 88 (evtl. auch nur 44) Wohnungen/Zimmer bei einer jeweiligen Warmmiete um ca. 400€.
Die geplanten Studierendenzahlen nach Wissenschaftsrat liegen bei 1500 Studienplätzen.
Man kann ja Fehler machen, aber vielleicht ist es auch manchmal angeraten sie auch einzugestehen.
Tatsächlich hat es gar keine Diskussion über die künftige Nutzung der Scharnhorstkaserne gegeben. Die Verwaltungsspitze hat selbst gebrütet und dann ihr Abrisskonzept, pardon den „Emsauenpark“ verkündet.
Man hätte neben den Studenten -die einige ältere Herren aus dem Stadtteil ob des eigenen Ruhebedürfnisses nicht in Reuschberge wohnen lassen wollten- nicht-störende Gewerbe- und Dienstleistungen z.B. von Existenzgründern unterbringen können. Das Gelände war dafür über die Scharnhorst-Emsbrücke „1a“ erschlossen – doch einige ältere Herren aus dem Stadtteil wollten das ob ihres eigenen Ruhebedürfnisses gar nicht.
Mein Favorit war es, den nördlichen Bereich für Wohnbebauung vorzuhalten und den ganzen südlichen Kasernenbereich der Saxion-Hoogeschool Enschede, eine niederländische Fachhochschule, als ihren Hochschulcampus anzubieten. Die Saxion platzt in Twente aus allen Nähten. Sie sucht dringend -auch im benachbarten Deutschland- Raum für Erweiterungen. Mit einer machbaren Änderung des niedersächsischen Hochschulgesetzes (Experimentalklausel) hätte aus der Scharnhorstkaserne ein europaweit einmaliges grenzüberschreitendes Hochschulprojekt werden können. Ganz nebenbei übrigens durchaus in historischer Tradition, als der niederländische König Wilhelm III von Oranien keine Garnison in Lingen wollte sondern statt dessen eine Hogeschool und diese 1697 gründete. Es gab diese einmalige Saxion-Chance vor zwei. drei Jahren tatsächlich. Aber über meinen Vorschlag ist OB Pott mit einem verlegenen Lächeln hinweg gegangen und hat nicht einmal mit dem Saxion-Verantwortlichen gesprochen. Einige ältere Herren in der Verwaltung…
Der nach der Abrissfestlegung durchgeführte städtebauliche Wettbewerb war dann eine reine Farce. Die inhaltlichen Vorgaben zur „Emsauenpark“-Abriss-Nutzung waren so detailliert, dass die Messe gelesen war bevor der Pfarrer in die Kirche kam.
Einmal mehr: In Lingen wird eben immer erst einmal abgerissen. Gedacht wird später – bestenfalls. Oder märchenmäßig schwadroniert und die Geschichte verbogen Es stimmt, was Reinhard Rauscher schreibt:
„Man kann ja Fehler machen, aber vielleicht ist es auch manchmal angeraten, sie auch einzugestehen.“