Aus vier Personen besteht die neue Stadtratsfraktion im Lingener Rathaus. Für die BürgerNahen ziehen ein: Volker Becker, Robert Koop, Marc Riße und Atze Storm.
Volker Becker und Atze Storm rücken nach für zwei BN-Mitglieder, die ihr Mandat leider nicht annehmen konnten: Dr. Martin Oevermann aus dem Strootgebiet (Wahlbereich VI) musste seine Wahl aus gesundheitlichen Gründen ablehnen. Sein Krankheitsverlauf hat sich erst in den letzten Tagen entwickelt und wir sind hierüber sehr bestürzt. Alle BürgerNahen wünschen ihm eine gute und baldige Genesung und hoffen sehr, dass uns Martin Oevermann in absehbarer Zeit wieder mit seiner Arbeit unterstützen kann!
Joachim Reul aus Altenlingen (Wahlbereich III) betreut seit mehreren Wochen einen Klienten in Süddeutschland. Dieser Auftrag sollte zeitlich eng befristet sein. Erst nach der Wahl stellte sich heraus, dass ihn das Projekt für längere Zeit vollständig in Anspruch nehmen wird. Dieses Engagement – bei dem es um die Sanierung eines großen mittelständischen Unternehmens und den Erhalt vieler hundert Arbeitsplätze geht – ließ sich mit der Ratsarbeit in Lingen einfach nicht vereinbaren. Ihm wünschen wir ganz viel Erfolg bei seiner Aufgabe. Für den Ortsrat Altenlingen hat der Diplom-Ingenieur sein Mandat übrigens nicht niedergelegt: Im Gegensatz zur Stadtsratarbeit hält er den Zeitaufwand hierzu für vereinbar mit seiner Auswärtstätigkeit.
Beide Mandatsträger bedauern die Situation ausdrücklich – genauso wie die anderen BN-Mitglieder. Dass damit gleich die Hälfte unserer Sitze an die Nachrücker abgegeben wurden, liegt lediglich an der Gesamtzahl. Und daran werden wir die nächsten fünf Jahre nach Kräften arbeiten.
Die künftige Fraktion der BürgerNahen trifft sich gemeinsam mit dem BN-Vorstand am kommenden Montag um 18 Uhr im Rathaus zur konstituierenden Sitzung. Dann werden Regeln zur Fraktionsarbeit bestimmt und die Einbindung der Mitglieder der Wählergemeinschaft definiert.
Als beschämend für die Mehrheitsfraktion empfinden die BürgerNahen die Reaktion der CDU Lingen auf die personelle Entwicklung der BürgerNahen: Sie stellt im eigenen Blog Verständnislosigkeit zu den Regeln des niedersächischen Kommunalwahlrechts dar und zeigt sich darüber hinaus nicht in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen. Zumindest das haben wir ihnen voraus.
Bon courage!
Gelesen im Buch Lingen 975-1975:
Dass muss ein Vater syn, sprach man in frembden Landen!
Als sie der Brüder vier zu gleicher Zeit erblickt,
Nicht wissend, dass daheim noch drey von Euch vorhanden,
Die Er mit gleichem Glantz den Vieren nachgeschickt.
…Er hatte sieben Söhn, und alle bey dem Staat:
Drey sind geheime Räht, und drei sind Präsidenten,
Des Allerjüngsten Amt ist Cantzler seyn und Raht…
Das gantze Griechenland hatt ehmals sieben Weisen:
An seinen Söhnen hat sie Danckelman (Sylvester) allein.
(J.Besser, Leipzig1694 )
Nach Abschluss des Jurastudiums in Heidelberg schickte der Lingener Gograf seine vier Söhne and das Reichskammergericht Speyer zum „studium practicum“. Auf der sich anschliessenden Bildungsreise durch Frankreich, das Elsass, Italien, die Schweiz, an den Kaiserhof in Wien und viele andere Fürstenhöfe des Reiches lernten sie französisch, italienisch, spanisch und portugiesisch, das sie zierlich fertig reden und schreiben konnten.
(Band Nobili II,2 Universitätsbibliothek Göttingen)
Im Jahr 1661 (vor 350 Jahren!) kehrten die vier Brüder, vom Vater gerufen, der inzwischen aus oranischen Diensten ausgeschieden war, von ihrer Europareise zurück, weltgewandt und bereit zu grossen Aufgaben.
Pro civibus et civitate.
„Bürgernah“ ist man also, wenn man in Süddeutschland ist und dort für den Bürger aus Altenlingen ansprechbar ist…
Es geht doch nicht um den Zeitaufwand, sondern um die Ansprechbarkeit vor Ort. Die kann man nicht erreichen, wenn man nur zu den Ortsratssitzungen kommt…
Ist nicht der Ratsherr Rode in Emden? Das ist dann aber wieder „ok“ nehme ich an?
CDU Lingen… Pfff
Es geht immer noch darum, die Politik aus den Hinterzimmern zu holen.
Mit Internet bin ich auch vor Ort ansprechbar und kann mit Scharfsinn kritisch verfolgen, was auf kommunaler Ebene geschieht. Die Beobachtungsgabe und die Weitsicht traue ich den Bürgernahen allemal zu, erst recht uneigennütziges Engagement für Lingen!!!
Gestattet sei auch die Frage, ob bei den komplizierteren, spezielleren Themen die Abstimmungen in den Ausschüssen des Rates alle Ratsmitglieder dem Spezialthema vertraut und vorbereitet sind (= qualitativer Zeitaufwand) eh sie sich der Parteimeinung verpflichten…Und ob bei der Vorgehensweise des quantitativen Ueberstimmens der Wählerwillen noch eine Rolle spielt?
In Roberts Blog ist unter dem Titel „Nachrücker“ eine streckenweise wenig sachliche Diskussion um die Tatsache entbrannt, dass Martin Oevermann aus gesundheitlichen und ich aus beruflichen Gründen das uns von unseren Wählern erteilte Mandat abgelehnt haben. Während die Erkrankung von Martin als Begründung noch weitestgehend mit Verständnis aufgenommen wurde, waren die Kommentare zu meinem Rückzug eher gemischt. Einige Kommentare zeigten Verständnis, andere waren kaum noch als nur unsachlich zu bezeichnen. Sogar latente Drohungen wurden locker formuliert.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal ganz sachlich zu meinem Entschluss Stellung beziehen. Besonders für diejenigen, die mich gewählt haben:
Ich bin Freiberufler, insofern nicht wirklich in der Lage, meinen Arbeitsort und den mit meinen Projekten verbundenen Arbeitsaufwandwirklich planen zu können.
Das unterscheidet mich von den allermeisten anderen im Arbeitsleben stehenden Zeitgenossen. Dazu kommt, dass ich von den Fehlern und Versäumnissen Anderer lebe. Von Fehlern und Versäumnissen, die den Fortbestand eines Unternehmens existenziell gefährden. Kurz gesagt, ich restrukturiere insolvenzgefährdete Unternehmen. Das geschieht sowohl in Form externer Beratung, als auch durch die temporäre Übernahme der vollen operativen Verantwortung für das Unternehmen als Organ, also als Vorstand oder Geschäftsführer auf Zeit.
Im konkreten Fall, den ich derzeit betreue, war es zunächst ein Mandat als externer Berater. Als solcher kann ich mir meine Zeit frei einteilen und eben auch zu einem erheblichen Teil die anfallende Arbeit in meinem Home Office erledigen. Da produziert man relativ viel Papier, formuliert zielführende Strategien und „Koch“-Rezepte, die dann von anderen, nämlich den jeweiligen Geschäftsführungen umzusetzen sind. Das kollidiert i.d.R. überhaupt nicht mit den Verpflichtungen als Stadtrat.
Anders jedoch die Übernahme eines Geschäftsführungs- oder Vorstandsmandates auf Zeit. Das bedeuted 80-Stunden Wochen vor Ort. Dafür aber ganz wenig Papier. Selber machen ist angesagt.
Ich habe schon seit ein paar Jahren vorzugweise statt Organfunktionen zu übernehmen solche Beratungsmandate wahrgenommen, die zudem den besonderen Charme haben, dass man NICHT 1 bis 2 Jahre lang und an 5 bis 6 Tagen in der Woche aus dem Koffer und in einem Hotel lebt. Warum also zurücktreten, bevor man überhaupt gewählt ist, wie es jemand anriet. Im Falle eines Wahlerfolges hätte es doch überhaupt keine Kollision von Terminen und Interessen gegeben. Auch der zeitliche Horizont für die Erstellung des beauftragten Sanierungskonzeptes stand nicht dagegen. So ein Konzept wird entweder schnell fertig und umsetzbar, oder es wird nicht mehr gebraucht.
Doch wie so oft im Leben kommt es eben manchmal anders, als man es sich vorgestellt hat. Kaum war die Wahl für mich als Kandidat erfolgreich gelaufen, ergaben sich nach kurzer Zeit Komplikationen bei meinem Auftraggeber, in deren Folge sich über Nacht eine schwere Grippe des Unternehmens zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung mit „Multiorganversagen“ und Einlieferung auf die Intensivstation auswuchs. Die Geschäftsführer (die Organe) waren von einem auf den anderen Tag nicht mehr zu halten. Dazu über 600 Arbeitsplätze vor dem Aus. Ich fand mich von einem auf den anderen Tag vor die Frage gestellt, ob ich bereit sei, sofort einzuspringen.
Lieber in Lingen für meine Wähler im Stadtrat antreten und dem Unternehmen absagen? Hier in Lingen gab es einen Nachrücker, der genau die gleichen kommunalpolitischen Vorstellungen vertritt wie ich. Bei dem Unternehmen gab und gibt es den Nachrücker nicht, wenn ich dort absage. Wer geht schon freiwillig als Geschäftsführer in ein extrem insolvenzgefährdetes Unternehmen? Als Geschäftsführer geht man da sehr hohe persönliche Haftungsrisiken ein. Wer da nicht genau weiß, was geht und was eben nicht mehr geht, der ist sein Häusle ganz schnell los. Zumindest DAS wissen zum Glück die Allermeisten.
Wie ich mich entschieden habe, ist ja inzwischen hinreichend bekannt. Für ein Leben aus dem Koffer, für ein Leben im Hotel, für eine Wochenendehe (meine geliebte Frau trägt übrigens meine Entscheidung voll mit) und nicht zuletzt für die Bestellung als Geschäftsführer. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Ich bin selbst mindestens genau so traurig wie wohl viele meiner Wähler enttäuscht sind, dass ich dieses Mandat im Stadtrat nicht annehmen konnte. Ich hatte mir viel vorgenommen. Volker Becker macht unserer Sache aber ganz bestimmt alle Ehre.
Ja und von mir einmal der übliche Dank an meine Wähler nicht an erster Stelle, sondern ganz zum Schluss. Besonders eben an die, die bis hierhin gelesen haben, was ich zu sagen habe.
Danke für Ihr Vertrauen, danke für den Zuspruch, den ich von Ihnen erfahren habe, danke auch für Ihr Verständnis!
Im Ortsrat bin ich jedenfalls dabei. Ein bis zwei Termine pro Woche im Zusammenhang mit einem Stadtratsmandat kann ich einfach nicht wahrnehmen. Die wenigen Termine im Ortsrat lassen sich relativ langfristig einplanen. Das geht.
Joachim Reul
Ausführliche und vollkommen nachvollziehbare Begründung. Vielen Dank für die Offenheit.
Allerdings: Diese ganze Gerüchteküche und Diskussion an anderer Stelle habt ihr Bürgernahen euch aber auch ein gutes Stück weit selbst zuzuschreiben. Warum? Stichwort „an anderer Stelle“. Ich las es zuerst in der Zeitung, dann bei Robert, und erst nachdem dort schon die Gemüter erhitzt waren, kam es hier zu einem Eintrag. Die Reihenfolge hätte genau umgekehrt laufen sollen.
Ihr twittert, ihr blogt – wieso habt ihr die Verbreitung der wichtigen Neuigkeit zuerst den traditionellen Medien (Tageszeitung) und dann anderen (Robert ist ja nicht der offizielle Blogger für die BN) überlassen? Ihr wollt es doch besser machen als die anderen.
Liebe Christiane, die Antwort ist ganz einfach:
Die LT bat uns um Bilder unserer Ratsmitglieder. Wir haben die Redaktion informiert, dass es bei uns Veränderungen geben wird und wir die Namen und Bilder der Listen-Nachfolger nachsenden möchten. Das hat die LT prompt veröffentlicht – und in der selben Nacht der RK-Blog zitiert.
Währenddessen haben wir eine Presseerklärung formuliert und auf die Zustimmung der Nachrücker gewartet – die auch von der Situation völlig überracht waren. Das alles passsierte binnen weniger Stunden – und die vielzitierten Spatzen pfiffen. Die Presseerklärung war danach fertig, aber nicht mehr nötig, weil längst überholt.
Hinzu kommt, dass an diesem Tag die gesamte Etage unserer riesigen BN-Presseabteilung beruflich unterwegs war. Ich mag jetzt kaum schreiben, dass sie in Hannover war – nicht das wieder Spatzen pfeifen…
Freundliche Grüße
Marc Riße
Lieber Marc,
glaubwürdiger wirds gerade nicht.
Ich zitiere aus Roberts Blog:
“ „Dr. Martin Oevermann aus dem Wahlbereich VI muss aus gesundheitlichen Gründen sein Mandat für den neuen Lingener Stadtrat ablehnen. Joachim Reul aus dem Wahlbereich III muss als Unternehmensberater einen Sanierungsfall in Süddeutschland annehmen und ist bis auf Weiteres unter der Woche nicht in Lingen“. So formuliert es eine Presseerklärung der BürgerNahen, die mich in den neuen Lingener Stadtrat entsenden.
Ich zietiere aus deinem Kommentar:
„….. und in der selben Nacht der RK-Blog zitiert.
Währenddessen haben wir eine Presseerklärung formuliert und auf die Zustimmung der Nachrücker gewartet – die auch von der Situation völlig überracht waren. Das alles passsierte binnen weniger Stunden – und die vielzitierten Spatzen pfiffen. Die Presseerklärung war danach fertig, aber nicht mehr nötig, weil längst überholt.
Ich weiß echt nicht mehr was man glauben kann/soll und bin enttäuscht.
….So formuliert es eine Presserklärung…..Währenddessen haben wir eine Presseerklärung formuliert…..
Ich kann den Versuch der Schadensbegrenzung ja verstehen aber über eine hitzigen Diskussion, in Roberts Blog, braucht ihr euch so nicht wundern.
Fraglich bleibt mir auch warum Frau Stüting nicht nachgerückt ist, obwohl es richtig gewesen wäre. Vielleicht erklärst du, oder Frau Stüting selbst, es mir ja noch?
Gruß
Frank
Lieber Joachim Reul!
Eine durchaus nachvollziehbare Begründung, zumindest auf den ersten Blick!
Aber waren die beruflichen Voraussetzungen nicht schon vor der Wahl bekannt? Oder haben Sie nicht ernsthaft daran geglaubt, gewählt zu werden?
Lieber Frank,
entschuldige bitte, wenn wir uns nicht klar ausgedrückt haben, aber du verwechselst zwei Presseerklärungen: Die eine wurde im RK-Blog zitiert, an der anderen haben wir währenddessen gearbeitet.
In der ersten haben wir der LT mitgeteilt, dass wir keine Bilder liefern können. In der zweiten haben wir die Gründe dazu geliefert. Das haben wir weiter oben schon erklärt.
Das Verfahren der Nachrückung ist kompliziert und gesetzlich vorgegeben: Das Wahlgebiet Lingen ist in Wahlbereiche unterteilt. Wenn in einem Wahlbereich jemand nicht antritt, rückt der erste Nachfolger nach – aus dem selben Wahlbereich! Dabei spielt das Engagement und Stimmenergebnis aus anderen Wahlbereichen keine Rolle.
Lieber Herr Wiedorn,
Joachim Reul hat sich in diesem Blog, im CDU-Blog und im Robert-Koop-Blog sehr umfassend zu Ihrer Frage geäußert. Ich denke, das reicht.
Freundliche Grüße
Marc Riße
@Hans-Joachim Wiedorn
Wenn es Sie wirklich interessiert, lieber Hajo Wiedorn, L E S E N Sie einfach meinen Beitrag, anstatt nur einen ersten Blick drauf zu werfen.