Beinahe unbemerkt hat in Lingen der Straßen-Wahlkampf begonnen: Vereinzelt sahen wir Strichmännchen, die vor einem ausdrucksstarken roten Quadrat die Meinung vertreten, Zukunft sei für alle da. Zwei Tage später erschienen Großplakate einer Partei, die es nicht wagt (oder angesichts ihrer Popularität nicht für nötig hält), ihre gelben Buchstaben nebst Punkten draufzuschreiben.
Linke Parolen bleiben uns in diesem Jahr anscheinend erspart. Was noch fehlt, sind die Farben grün und schwarz. Wo hängen die leuchtenden Sonnenblumen, die den Atomausstieg noch für sich proklamieren und die seriös-schwarzen Großbuchstaben, die dafür eintreten, dass der Telgenkampsee schöner werden muss?
Rot, dunkelrot, gelb, grün, schwarz (blau gab es ja nur kurz zur Oberbürgermeisterwahl) – fehlt da nicht noch was? Richtig: Es fehlt die neue Farbe für das Rathaus. Und die ist orange! Die BürgerNahen malen noch Plakate. Weil wir noch nicht in den Rat gewählt worden sind, mussten wir in den letzten Wochen die Unterstützerunterschriften für unsere Wahlvorschläge sammeln. Die Bürokratie macht es der Demokratie dabei nicht leicht: Wer in das Rathaus möchte, muss sich erst einmal durch wirre Straßenlisten kämpfen, um überhaupt antreten zu dürfen. Das haben wir geschafft und konzentrieren uns nun auf den Wahlkampf: Für eine neue Farbe im Rathaus!
Wir sind die einzige echte Opposition in Lingen! Von der Partei ohne Buchstaben brauchen wir nicht zu reden, die wünscht uns einen schönen Sommer – liest sich wie ein Abschiedsgruß. Die Grünen und die Roten haben sich selbst geknebelt: Der parteilose OB führt ohne große Widerstände die Vorhaben der Mehrheitsfraktion aus, und als die ehemaligen Unterstützer des OB müssen Grüne und Rote sich auf die Zunge beißen, um nicht als Verräter am eigenen Kandidaten dazustehen.
Wir aber hinterfragen Positionen und veröffentlichen Dinge, die anscheinend lieber unter Verschluss gehalten werden sollen. Wir treten ein für mehr Bürgerbeteiligung, öffentliche Sitzungen und Live-Übertragungen aus dem Rathaus. Wir meinen, wer die Bürger kraft seines Wahlauftrags vertritt, darf sich auch dabei sehen lassen.
Sie wissen ja: Wir haben nicht sofort die richtige Antwort, stellen aber die richtigen Fragen. Wie von uns gewohnt, schließen wir mit einer Frage: Wer sonst kann Opposition in Lingen glaubwürdig vertreten?